Über das Bürgerprojekt Zukunft Tübingen

Der Hintergrund für die Gründung des Bürgerprojekts Zukunft Tübingen

war eine breite Diskussion in der Stadt Tübingen im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans über Flächenzuweisung für Industrie und Klinikum. Im Zuge dieser Diskussionen wurden zwei Bürgerinitiativen gegründet:

  • die BI Au-Brunnen zum Erhalt des Wasserschutzgebiets Au mit seiner Reservebrunnenanlage, das auf Vorschlag des Oberbürgermeisters zugunsten einer 10 ha großen Gewerbefläche aufgegeben werden sollte.
  • und eine zum Erhalt der Sarchhalde, einem innerstädtischen Grüngürtel, der dem Klinikum zur Erweiterung zur Verfügung gestellt werden soll.

Der Anlass für die Gründung des Bürgerprojekts:

Die Bürgerinitiative zum Erhalt des Wasserschutzgebiets war zwar erfolgreich, aber anstelle des WSG sollen nun 10 ha landwirtschaftliche Fläche in Gewerbefläche umgewandelt werden - zusätzlich zu 32 ha bereits ausgewiesener Flächen. Auch die Erweiterungswünsche des Klinikums wurden von Verwaltung und Gemeinderat nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Viele engagierte Bürgerinnen und Bürger (nicht nur) aus den beiden Initiativen sehen jedoch die Notwendigkeit, den Umgang mit der begrenzten Fläche und der weit verbreiteten Forderung nach (unbegrenztem) Wachstum (Bevölkerung, Verkehr, Wirtschaft, Infrastruktur etc.) kritisch zu diskutieren und auch konstruktiv Alternativen zum Wachstumszwang zu erarbeiten.

Die Ziele des Bürgerprojekts:

Von der Verwaltung wurde für das Jahr 2020 die Diskussion neuer Leitlinien für die Stadtentwicklung in Tübingen in Aussicht gestellt. Hierzu möchte das Bürgerprojekt Zukunft Tübingen im Vorfeld eine möglichst breite Öffentlichkeit einbeziehen und zur Teilnahme an einer fundierten Bürgerbeteiligung befähigen.

Wo stehen wir im Bürgerprojekt?

Innerhalb des Bürgerprojekts Zukunft Tübingen haben sich mehrere Arbeitsgruppen gebildet: Landwirtschaft und Natur, Gewerbe und städtische Finanzen, Klinikum und Stadtökosysteme, Wohnen, Lebensstil/Solidarität. Diese Arbeitsgruppen wollen Daten und Informationen zu ihrer jeweiligen Thematik sammeln und ins Gespräch mit wichtigen Repräsentanten, Fachwissenschaftler*innen und Interessenvertretungen aus den Themenbereichen der Arbeitsgruppen kommen. Über Vorträge, Berichte und Workshops sollen im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung möglichst viele Informationen zu den Konflikten und Lösungsmöglichkeiten bei der Thematik des Flächenverbrauchs in Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltung hineingetragen werden.

Was ist wichtig?

In den Diskussionen und der Ausarbeitung der "Leitlinien Tübingen 2030" aus dem Jahr 2003 wurden viele Teilbereiche der Stadtentwicklung thematisiert. Es fällt jedoch auf, dass sie nicht untereinander in Beziehung gesetzt werden. Wenn jede Akteursgruppe Maximalansprüche an die begrenzte Fläche oder die begrenzten finanziellen Ressoucen stellt, kann es keine zukunftsfähige Lösung geben, besonders dann, wenn Grund und Boden selbst nicht als begrenzte und für das Überleben wichtige Ressource anerkannt werden.

Besonderes Anliegen im Bürgerprojekt ist deshalb, die Ansprüche und Verfügbarkeiten untereinander abzugleichen und dem Boden, der Landwirtschaft und den Naturgütern und Ökosystemleistungen eine gleichwertige Stellung in der Diskussion zu verschaffen.

Bisher sind ca. 50 Personen im Bürgerprojekt Zukunft Tübingen und in den Arbeitsgruppen aktiv.

Am 10. Oktober 2018 wurde das Bürgerprojekt Zukunft Tübingen der Öffentlichkeit in einer Auftaktveranstaltung vorgestellt. Nach einem Impulsvortrag zur Wachstums- und Flächenthematik und kurzen Präsentationen der Arbeitsgruppen hatten Interessierte die Gelegenheit, sich mit den Arbeitsgruppen auszutauschen und ihr Interesse an einer Teilnahme zu bekunden.

Erste Gespräche mit Akteuren und Repräsentanten verschiedener Themenbereiche haben schon stattgefunden beziehungsweise sind terminiert.